Am 4. März wurde dem Voltigierpferd Giovanni vom Reit- und Voltigierverein Schenkenberg e. V. eine besondere Ehrung zu Teil. Für herausragende Leistungen im Sport wurde es im Rahmen der Galanacht der DSP Körung „Schaufenster der Betsen“ in Neustadt (Dosse) mit dem Namenszusatz DSP ausgezeichnet. Ausschließlich Pferde mit besonderer Eigenleistung dürfen sich mit dem Namenspräfix DSP schmücken.

Und so kam es dazu: Auf der Suche nach einer neuen vierbeinigen Unterstützung wurden die Schenkenberger Voltigierer beim befreundeten Voltigierverein in Krumke fündig. Marion Schulze vermittelte ihnen den, zu diesem Zeitpunkt, fünfjährigen Giovanni, der dann 2010 in Schenkenberg einzog.

Die Ausbildung unter dem Sattel fiel zu Anfang recht schwer. Regelmäßig setzte Giovanni seine Reiter in den Sand. Die Ausbildung zum Voltigierpferd absolvierte er hingegen als Musterschüler in rasantem Tempo. Katja Wagner war sehr zufrieden mit seiner Arbeitseinstellung und der beim Voltigieren so wichtigen gleichmäßigen Galoppade, sodass Giovanni bereits 2011 erste Wettkampfluft schnuppern konnte. Ab 2012 wurde er als Gruppenpferd für das zweite Team eingesetzt. Die jungen Damen sollten in dieser Saison gemeinsam mit Giovanni erste größere Wettkampferfahrungen sammeln. Er trug sie zu ihrem ersten gemeinsamen Landesmeistertitel und damit geradewegs zur Nominierung für die Deutschen Jugendmeisterschaften in Verden. In der Niedersachsenhalle machte er große Augen – ein solches Ambiente hatte er bis dahin nicht gesehen, sodass er sich noch etwas unwohl fühlte und es den Voltigierern zu Beginn etwas schwierig machte. Doch durch Longenführerin Katja Wagner ließ er sich nach den ersten Runden wieder beruhigen und ermöglichte einen zufriedenstellenden Start.

Giovanni und seine jungen Voltigiererinnen lernten enorm schnell dazu. Jeder bemerkte: Giovanni ist ein ehrgeiziges Pferd. Egal, ob es um die tägliche Arbeit unter dem Sattel ging, das Voltigiertraining oder bei seinen immer wiederkehrenden Versuchen seine Box bei kurzer Unaufmerksamkeit des sich Kümmernden zu verlassen.

Bereits im Mai 2013 konnte er das erste Mal international an den Start gehen. Von der Anlage in Stadl Paura ließ er sich schon weniger beeindrucken und verhalf zu einem tollen siebten Rang. Die Saison verlief weiterhin erfolgreich: Platz 1 bei den offenen schwedischen Meisterschaften in Laholm waren das Resultat, sowie Platz 12 bei der Deutschen Jugendmeisterschaft in München. Bei den Deutschen Jugendmeisterschaften 2014, 2015 und 2016 war er ebenfalls zuverlässiger Begleiter und verhalf zu tollen Platzierungen.

Nach sechs erfolgreichen Jahren im Teamsport, entschied der RVV Schenkenberg, dass Giovanni ab jetzt nur noch als Einzelpferd unterwegs sein sollte, sodass er seit 2017 einen entspannteren Trainings- und Turnieralltag mit Julia Wagner erlebt. Doch langweilig sollte es nach wie vor nicht werden. Sein frecher Geist blieb ihm erhalten und so prüft er weiterhin beim Ausritt seinen Reiter plötzlich mal auf Sattelfestigkeit. Gemeinsam mit seinen Stallgefährten bereiste er Österreich, Italien, die Slowakei, Schweden und Dänemark. Beim ersten 3*CVI, gemeinsam mit Julia, belegten sie auf Anhieb Platz 7. Die fantastische Saison rundete die Deutsche Meisterschaft in Verden ab. Platz 8 für Julia, Katja und Giovanni. Darüber hinaus lief er für den zu diesem Zeitpunkt amtierenden Europameister Erik Oese, da sein Pferd krankheitsbedingt ausfiel. Giovanni und Katja verhalfen Erik zum Deutschen Vizemeistertitel.

Auch in den Folgejahren platzierten sie sich bei den Deutschen Meisterschaften immer direkt hinter in den deutschen Spitzenathletinnen. 2021 war es sogar Platz 4 – die Spitze zum Greifen nah!

Den Erfolgsdruck konnte Giovanni nach wie vor gut verarbeiten und in aufregenden Situationen hat er gelernt sich voll auf seine Vertrauensperson zu verlassen.

Die Saison 2022 nahm dann eine unerwartete positive Wendung. Nach einer überraschenden Nominierung für das CHIO Aachen und einem noch überraschenderen vierten Platz, folgte die phänomenale Nominierung für die Weltmeisterschaft in Herning.

Auch in Herning stellte Giovanni ein weiteres Mal klar, dass Ablongieren und offizielle Trainings keineswegs so wichtig sind, wie die Wettkampfumläufe selbst. Warum sollte man sich da schon verausgaben?

Doch er ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Fuchs und weiß sich in wichtigen Situationen zu benehmen. So auch bei allen Runden im Stadion in Herning, wo er, Katja und Julia über sich hinauswuchsen und ihr erstes Championat nicht nur mit dem Silberrang abschlossen, sondern auch als beste deutsche Starter in der Damenkonkurrenz nach Hause fuhren. Mit dem Deutschen Meistertitel in der Niedersachsenhalle in Verden, welche Giovanni 2011 noch so beängstigend fand, drehte er 2022 diesmal ganz entspannt seine Runden, sodass Julia ihre Saison mit dem Deutschen Meistertitel vergolden konnte.

Durch seinen Charakter, seine liebevolle Art und seinen Ehrgeiz ist Giovanni eben einfach das ganz besondere Herzenspferd.

Text und Fotos: L. Handke