Vom 19. bis 21. Mai fand in Warendorf der Preis der Besten statt, das neben den Deutschen Jugendmeisterschaften bedeutendste Nachwuchsturnier in Deutschland, dessen Wurzeln ein halbes Jahrhundert bis ins Jahr 1973 zurückreichen. Als erste Sichtung zu den jeweiligen Europameisterschaften Dressur, Springen, Vielseitigkeit und Voltigieren ausgeschrieben, hielten die Aufgaben und Parcours, aber vor allem auch die ebenfalls angereiste Konkurrenz für die sächsischen Dressur-, Spring- und Vielseitigkeitsreiterinnen und -reiter sowie die Voltigiersportler und ihre Pferde und Ponys allerhöchste Anforderungen bereit. Für den Landesverband Pferdesport Sachsen waren sechs ReiterInnen und vier Voltigiersportler und ein Team vor Ort. Der Thüringer Reit- und Fahrverband e.V. konnte kein Paar entsenden.

DRESSUR
Therese Billig holt Platz fünf für Sachsen bei den Children

Hart erarbeitet hatte sich die 13-jährige Therese Billig ihren Startplatz beim Preis der Besten Dressur. Für die Reit- und Turniergemeinschaft Gut Grassdorf e.V. startend, wurde sie nach dem langen Weg über bundesweite Sichtungslehrgänge und -turniere wurde Therese Billig als einzige sächsische Dressurreiterin vom Bundestrainer Hans-Heinrich Meyer zu Strohen in der Altersklasse der Children nominiert. 

Nach einem energischen Viereck-Kennenlerntraining unter der Leitung ihrer Heimtrainerin Kathrin Müller am Vorabend der ersten Wertungsprüfung war das Paar guten Mutes. Dieses Reitgefühl im Hinterkopf schmetterte Therese die FEI-Children Mannschaftsaufgabe ansprechend und mit viel Übersicht in den extrem prächtig präparierten Sand des DOKR von Warendorf. Unter großem Lob verschiedener Fachleute, die die positive Entwicklung der jungen Amazone hervorhoben, konnte Therese 70,550 % und Rang 11 erreiten. Leider kosteten sie zwei kleine Fehler, die in Lektionen mit dem Faktor 2 berechnet, passierten, einige Plätze in dem leistungsstarken Feld.

Vom Ehrgeiz gepackt aufgrund ihrer verschenkten Platzziffern vom Samstag konnte Therese mit einer präzise gerittenen Runde in der technisch deutlich anspruchsvolleren FEI-Children Einzelaufgabe am Sonntag in der Technik-Note vom Richter bei C 73,333 % und in der Note für Sitz, Einwirkung, Präzision der Ausführung 84,250 % erreiten. Damit gelang ihr im Feld der besten Dressurreiter Deutschlands im Children-Bereich ein hervorragender 5. Platz.

Die unglaubliche Freude über das großartige Ergebnis im Zusammenhang mit einem sehr ansprechenden Kommentar des Rittes durch die Richterin bei B, Gudrun Hofinga, die das Reitgefühl und das Reaktionsvermögen der 13-jährigen Sächsin hervorhob, konnte das Wissen über den grandiosen 5. Platz in der Gesamtwertung des Preis der Besten noch einmal toppen.

Damit gehört Therese Billig zu den besten Nachwuchsdressurreitern Deutschlands, worauf wir in Sachsen sehr stolz sein können, ist es doch in der Disziplin Dressur allein aufgrund der Qualität des Pferdematerials besonderen schwierig, Anschluss an den Bundesmaßstab zu finden und zu halten.

SPRINGEN
Bronze für Antonia Häsler in der Ponykonkurrenz

In den Altersklassen Children, Pony und Junioren gingen insgesamt drei Springreiterinnen mit sieben Pferden und Ponys an den Start. Von diesen hatte die 15-jährige Antonia Häsler vom RFV Seifersdorf auch in diesem Jahr mit zwei Pferden und zwei Ponys unter dem Sattel ein Mammutprogramm zu absolvieren.

In der Konkurrenz der Ponyreiter war die NK1-Reiterin eine der wenigen Starterinnen aus den ostdeutschen Bundesländern. Für die 20 angetretenen Reiter-Pony-Paare galt es ausgebaute und anspruchsvolle Parcours der Kl. M* und M** zu absolvieren. Im Sattel von Clarissa NRW blieb Antonia in beiden Springen leider nicht ganz fehlerfrei und erritt jeweils den vierten Platz in den beiden Wertungsprüfungen. In der Gesamtwertung im Preis der Besten bedeutete das den Bronzerang und somit ein Platz auf dem Treppchen.

Mit ihrem zweiten Pony Berkzicht Rob, den sie im letzten Jahr von ihrer Schwester Teresa übernommen hat, blieb sie leider nicht ganz fehlerfrei und erritt die Ränge 11 und 16 in den beiden Wertungsprüfungen.

Auch in der Altersklasse der Junioren, ging die in den Pony-Bundeskader Berufene Antonia Häsler, mit ihren Pferden als Doppelstarterin an den Start. Geritten wurden hier zwei Springen der Kl. S* und S
**, bei denen ganze 57 Paar in der ersten Wertungsprüfung an den Start gingen, 17 zählten in die Wertung um den Preis der Besten. Leider war Antonia mit ihren Pferden das Glück in der ersten Wertungsprüfung nicht holt: neben Fehlern mit Cässilia, blieb sie mit ihrem zweiten Pferd Quiwi`s Dream außerhalb der Wertung. In der zweiten Wertung verzichtete sie mit beiden auf einen Start. In der Wertung um den Preis der Besten ergab dies für Antonia und Cässilia Rang 39.

Bei den Junioren startete Teresa Häsler, ebenfalls vom RFV Seifersdorf, und Antonias ältere Schwester, mit Celtique mit einem hervorragenden 7. Platz nach bravouröser fehlerfreier Runde im S*-Springen, der ersten Wertung. Leider konnten die beiden in der zweiten Wertung über S** nicht anknüpfen und blieben ohne Wertung. Es fehlte das Quäntchen Glück, dass bei Parcoursen auf diesem Niveau dazu gehört. In der Wertung um den Preis der Besten ergab dies für Teresa und Celtique Rang 29.

Das Glück war Teresa auch mit ihrem zweiten Pferd Dialinta Blue nicht holt. Auch sie blieben in den sehr schweren Parcoursen nicht fehlerfrei oder außerhalb der Wertung.

In der Altersklasse der Children ging ihre Vereinskollegin Jessica Wittkopp mit Callia S in den ausgeschriebenen Springprüfungen der Kl. M* an den Start. Zwar kamen in der ersten Wertungsprüfung ein paar fehlerpunkte zusammen, aber im zweiten Wertungsspringen lief es mit einer Platzierung als Achte deutlich besser. In der Gesamtwertung um den Preis der Besten erritt das sächsische Paar Platz zehn im Feld der 25 Paare.

VIELSEITIGKEIT
Top-Ten-Plätze für Pita Schmid und Paulina Borowitza

Mit zwei Top-Ten-Platzierungen beendeten die zwei sächsischen Reiterinnen mit ihren Ponys und Pferden den diesjährigen Preis der Besten Pony und Junioren.

In der Altersklasse der Junioren, in der eine Vielseitigkeitsprüfung Kl. M – in Anlehnung an CCI2*-S abgefragt wurde, erritten Pita Schmid mit Favorita und Paulina Borowitza mit Lovinsky die Plätze sieben und acht im 23-köpfigen Starterfeld.

Nach soliden Dressuren und den Plätzen 19 und 21 begann für beide Paare eine Aufholjagd. Und die gelang. Mit souveränen Nullrunden im Gelände konnten beide weitere Plätze gutmachen. Leider kamen im abschließenden Springen jeweils vier Punkte für eine gefallene Stange hinzu, was in Summe 39,0 und 40,5 Punkte und zwei tolle Top-Ten-Platzierung im Feld der besten deutschen Buschreiter U18 ergab.

Neben Lovinsky ging die für den PSV Am Klosterwasser e.V. Panschwitz-Kuckau startende Paulina Borowitza auch mit ihrem NK1-Pferd Royal Favorit an den Start. Nach toller Dressur auf Platz 12, zeigte das Paar im Gelände seine Klasse und blieb fehlerfrei. Leider fielen im abschließenden Springen einfach zu viele Stangen, der das Paar auf den unglücklichen 16. Rang zurückwarf.

Für die Konkurrenz der Ponyvielseitigkeitsreiter hatte Pita Schmid ihre Sietland’s Catrina gesattelt. Ausgeschrieben war eine Ponyvielseitigkeit Kl. L in Anlehnung an CCIP2*. Nach eher glückloser Dressur lag die 16-jährige vom SV Langenstriegis Grün-Weiß noch auf dem letzten Platz und es galt das Feld von hinten aufzurollen. Das gelang dem Paar nahezu. Mit einer wie an der Schnur gezogenen Nullrunde im Gelände schoben sich die beiden einen großen Schritt nach vorn. Leider fiel im abschließenden Springen eine Stange und es kamen unglückliche 0,8 Zeitfehler dazu. In der Gesamtwertung im Preis der Besten erritt die in den NK1 berufene Pita Schmid den neunten Rang und somit eine tolle Top-Ten-Platzierung im Feld der 16 Starter.

VOLTIGIEREN
Gold für Junior-Doppel Schenkenberg

In vier Disziplinen war der RVV Schenkenberg für den Preis der Besten Voltigieren in Warendorf nominiert. Mit vier Pferden war der RVV Schenkenberg nach Warendorf angereist. Mit nur einem Pferd war der RVV Schenkenberg am Start. Dazwischen eine Achterbahn der Gefühle… Das Ergebnis: zwei Goldmedaillen, eine WM-Nominierung und eine Nominierung in den Nachwuchskader NK1.

Doch nun näheres zu der Achterbahn auf dem Weg zur Nominierung: Warum durften nur drei der vier Pferde beim Preis der Besten teilnehmen? Die Pferde wurden im Jahr 2021 (2 Jahre vor der Herpersimpfpflicht) im falschen Tagesabstand gegen das Herpesvirus grundimmunisiert. In Vorbereitung auf den PdB wurde bereits von der FN auf die Kontrolle des Impfstatus hingewiesen. Der Impfstatus von zwei Tierärzten aus diesem Grund kontrolliert – ohne Auffälligkeiten. Damit soll die Schuld keineswegs auf fremde Schultern umgelagert werden, jedoch ist das Prozedere der Impfabstände, wo ein Tag entscheiden kann, kein Kinderspiel – das wissen die meisten aktiven Pferdesportler sicherlich nur zu gut.

Hatten sie Glück im Unglück? Ja, denn Gruppenpferd Samba war noch nicht so lange im Besitz der Schenkenberger und wurde aus diesem Grund zu einem späteren Zeitpunkt korrekt grundimmunisiert. Das Team konnte also wie geplant auf Samba starten. Leonel Gelke sattelte spontan ebenfalls auf Samba um, denn er musste auf sein Verlasspferd Dr. Grunow verzichten.

Für „Preis der Zukunft“-Teilnehmerin Jennifer Reichert und die Doppelvoltigierer Lisa Wagner und Timea Bonekat entstand eine ebenfalls unglückliche Ausgangslage – auch ihre Pferde Samor und Cascais waren gemäß ihres Impfstatus nicht startberechtigt.

Umso glücklicher schätzte sich das Doppel auf dem Pferd Southern Comfort von Anke Granow (Schleswig-Holstein) und Jennifer mit auf Meran von Hauke Thümmler (Mecklenburg-Vorpommern) starten zu dürfen.

Die ersten vier Wertungsprüfungen liefen nach dieser denkbar schlechten Ausgangslage so gut, dass sie die Schenkenberger in einen Glücks-Looping gerissen wurden.

Das Team belegte Platz 2. Erhielt in allen Turnnoten die beste Wertung. Lediglich die Pferdenote drückte das Ergebnis. Dennoch waren die Schenkenberger mächtig stolz auf die Leistung ihres neuen Gruppenpferdes.

Leonel Gelke blieb etwas unter seiner Leistung und setzte sich auf Platz vier (6,966).

Nach ganz vorn, mit deutlichem Abstand, kamen Lisa und Timea im Doppel. Ihre Kür klappte auch auf Ersatzpferd nahezu fehlerfrei und besonders ausdrucksstark.

Jennifer Reichert arbeitete sich mit einer überraschend guten Pflicht auf Platz 4 (7,230).

Die Glückgefühle hielten sich auch bei der ersten Kür von Leonel am Samstag. Hier turnte er sich vor seinen Konkurrenten Lukas Heitmann (Hamburg) und somit auf Platz 3.

In der Gruppenkür wurde die Euphorie das erste Mal gehemmt: Gruppenpferd Samba legte ein deutlich erhöhtes Grundtempo an den Tag. Dank der hervorragend trainierten Voltigierer stellte dies kein Risiko dar, dennoch litten Harmonie und Leichtigkeit. Das Abrutschen auf Rang vier (7,252) versetzte den sächsischen Talenten einen herben Dämpfer.

Die Euphorie lebte am Abend allerdings wieder auf: Timea und Lisa zauberten eine weitere saubere Kür auf Ersatzpferd Southern Comfort mit Longenführerin Anke Granow. So sauber, dass sie sich mit 7,830 einen ganzen Punkt vor ihre Konkurrenz setzen konnten und mit 7,765 Punkten den Preis der Besten für sich entscheiden konnten. Eine echte Rarität, denn in den letzten Jahren gewannen immer gemischt geschlechtliche Paare diesen Wettbewerb. Jubelnd nahmen sie am Sonntagabend die Nachricht auf, nach einem weiteren internationalen Start auf ihrem Pferd Cascais für die Weltmeisterschaft in Schweden nominiert zu werden. Vorausgesetzt, die Qualifikationsnote wird erreicht.

Der letzte Wettkampftag ließ als Gesamtresultat dreimal Platz vier unterm Strich stehen. Jedes Mal mit komplett unterschiedlichen Gefühlen zur Platzierung.

Samba legte sowohl im Team als auch bei Leonel erneut ein hohes Grundtempo an den Tag. Leonel erschwerte dies eine saubere Ausführung sehr. Er rutschte wieder auf Platz vier (6,333) ab. Das verpasste WM-Ticket deprimierte den 17-jährigen sehr. Die Reserve-Nominierung und die Berufung in den NK 1 Kader stellten jedoch ein Trostpflaster dar.

Das Team zeigte eine ähnliche Kür wie in Umlauf 1.- sauber, sehr sportlich und gut angespannt, jedoch wenig harmonisch und gelassen. Sichtlich enttäuscht über ihre Platzierung nahmen sie jedoch die tröstenden Komplimente zu ihrer Sportlichkeit gern entgegen.

Um den Achterbahn-Gefühlen bis zum letzten Wettkampf treu zu bleiben: auf Leid folgte wieder Freude. Jennifer Reichert schloss den „Preis der Zukunft“ mit einem hervorragenden vierten Platz ab. Fehlerfrei kam sie durch ihre galaktische Kür und freute sich am Ende über 7,390 Punkte. Leider verpasste sie das 1000-Euro-Stipendium der Stiftung deutscher Pferdesport damit erneut um einen Platz.

 

Hintergrund zum Preis der Besten: In diesem Jahr feierte der Preis der Besten sein 50-jähriges Jubiläum! Ins Leben gerufen wurde der Preis der Besten bereits 1973, zunächst in der Dressur für die Jungen Reiter. Über 20 Jahre lang, bis 1994, war der Preis der Besten zu Gast beim Dortmunder Hallenturnier. 1985 zogen die Springreiter mit einer vergleichbaren Prüfung nach. Zwei Jahre lang trafen sich die Junioren und Jungen Reiter zunächst in Münster-Handorf, bevor sie 1987 Warendorf als festen Standort wählten. Im Laufe der Zeit wurde der „Preis der Besten“ größer und größer. Im Jahr 2002 kam die Disziplin Vielseitigkeit dazu, 2014 dann die Disziplin Voltigieren. In diesem Jahr wurden die „Besten“ vom 19. bis 21. Mai am Bundesstützpunkt in Warendorf ermittelt.