Kinderschutz im Pferdesport

Sportvereine tragen als zentrale Orte außerschulischer Freizeitgestaltung eine hohe gesellschaftliche Verantwortung. Kinder und Jugendliche brauchen „sichere Orte“ und Sportvereine – insbesondere auch Pferdesportvereine in Sachsen – wollen und sollen solche Orte sein. Sie bauen auf Gemeinschaft, Solidarität und Vertrauen.

Der Landesverband Pferdesport Sachsen e.V. mit seiner Pferdesportjugend und seinen zahlreich angeschlossenen Mitgliedsvereinen setzen sich für das Wohlergehen von jungen Menschen ein und verurteilen jegliche Form von Gewalt und Diskriminierung auf das Schärfste. Der Verband sieht das Wohl des Kindes als essentiell wichtigen Präventionsgedanken, den es zu verfolgen gilt, um eine gesunde Entwicklung von Kindern und Jugendlichen jederzeit (und auch im Sport) zu gewährleisten.

Für den Landesverband Pferdesport Sachsen und die Sächsische Pferdesportjugend ist der Kinderschutz im Sportverein eine Herzensangelegenheit. Mit folgenden Aspekten beschäftigen sich die Akteure:

 

  • Sensibilisierung und Qualifizierung im Rahmen von Traineraus- und -weiterbildungen
  • Bereitstellung von Informationsmaterial für Übungsleiter, Trainer, Jugendleiter und Vereinsvorstände
  • Abforderung von Ehrenkodizes bei Neuausstellung und Verlängerung von DOSB-Lizenzen innerhalb des Verbandes
  • Einsichtnahme von erweiterten Führungszeugnissen bei hauptberuflich Tätigen im Verband und Abforderung von Ehrenkodizes bei ehrenamtlich in der Kinder- und Jugendarbeit Tätigen im Rahmen eigener Verbandsmaßnahmen

Kinderschutzbroschüre „Kinderschutz geht uns alle an!“
PDF-Datei zum Download

Handlungsleitfaden der Sportjugend Sachsen
PDF-Datei zum Download

Kommentierter Handlungsleitfaden der Deutschen Sportjugend
PDF-Datei zum Download

Orientierungshilfe für rechtliche Fragen der Deutschen Sportjugend
PDF-Datei zum Download

Muster für eine Sorgeberechtigtenerklärung
Word-Datei zum Download

Muster Übungsleiter- bzw. Betreuervertrag
PDF-Datei zum Download

Vorlage zur Beantragung eines erweiterten Führungszeugnisses
PDF-Datei zum Download

Deutsche Sportjugend
Mehr Informationen

Deutsche Reiterliche Vereinigung
Mehr Informationen

Sportjugend Sachsen
Mehr Informationen

Deutschen Kinderschutzbundes Landesverband Sachsen
Mehr Informationen

Unabhängige Ansprechstelle Safe Sport eröffnet

Bundesinnenministerin und Sportministerin Nancy Faeser eröffnete am 11. Juli 2023 in Berlin gemeinsam mit Berlins Innensenatorin und Sportsenatorin Iris Spranger die unabhängige Ansprechstelle Safe Sport e.V. für Betroffene sexualisierter, psychischer und physischer Gewalt im Sport.

Die Ansprechstelle Safe Sport ist unabhängig vom organisierten Sport.

Das Beratungsangebot von Safe Sport richtet sich an Kinder, Jugendliche und Erwachsene, die aktuell von sexualisierter, psychischer oder physischer Gewalt im organisierten Sport betroffen sind oder dies früher waren. Betroffene erhalten psychosoziale Unterstützung in Form einer unentgeltlichen Erstberatung oder akuter Krisenintervention. Außerdem besteht die Möglichkeit einer rechtlichen Beratung. Bei Bedarf können sich Angehörige, Partnerinnen und Partner von Betroffenen sowie Zeuginnen und Zeugen ebenfalls an das Team der Ansprechstelle wenden. Auf Wunsch kann die Beratung anonym erfolgen.

Beratungsmöglichkeit
Die Beratung ist telefonisch unter der Hotline 0800 11 222 00, online über eine datensichere Plattform unter www.ansprechstelle-safe-sport.de oder vor Ort in der Ansprechstelle Safe Sport, Petersburger Str. 94, 10247 Berlin möglich.

Bemühungen des gesamtdeutschen Pferdesports

Gemeinsam mit dem DOSB und seinen Mitgliedsorganisationen setzt sich die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) zusammen mit den Landesverbänden Pferdesport gegen sexualisierte Gewalt im Sport ein. Die körperliche und emotionale Nähe, die im Sport entstehen kann und in keinem anderen Zusammenhang ähnlichen Stellenwert findet, birgt Gefahren sexualisierter Übergriffe.

Eine Kultur der Aufmerksamkeit und des Handelns Verantwortlicher muss dazu beitragen, Betroffene zum Reden zu ermutigen, potentielle Täter abzuschrecken und ein Klima zu schaffen, dass Kinder, Jugendliche und Erwachsene im Sport vor sexualisierter Gewalt schützt.

Liste der Maßnahmen zur Prävention von sexualisierter Gewalt im Pferdesport

  • Seit Anfang 2014 muss jede Person, die einen Trainerschein ablegen möchte und dafür einen Lehrgang besucht, ein erweitertes polizeiliches Führungszeugnis vorlegen, welches nicht älter als sechs Monate alt sein darf. Darüber hinaus kann die Deutsche Reiterliche Vereinigung nach APO die Führung der Bezeichnung „Trainer“ und somit auch die Trainerlizenz „aus wichtigem Grund“ aberkennen. 
  • Das Thema „Schutz vor sexualisierter Gewalt“ wurde durch die Deutsche Reiterliche Vereinigung verbindlich in das Ausbildungssystem und die Lehrkonzeption der Amateurtrainer integriert. Seit dem 1. März 2012 müssen angehende Trainer einen Ehrenkodex unterschreiben.
  • 2013 wurde für die Landesverbände ein Handlungsleitfaden mit Hinweisen zum Vorgehen bei Meldung einer Vermutung, zum Thema Öffentlichkeitsarbeit, zum Thema Präventionsmaßnahmen, Maßnahmen der FN und Ansprechpartner der FN erstellt.
  • Aufgrund von Hinweisen der FN hat auch ihr Anschlussverband, die Bundesvereinigung der Berufsreiter, ihre Satzung im Hinblick auf Prävention von sexualisierter Gewalt ergänzt.
  • 2013, 2015, 2017 und 2019 wurde die FN-Satzung im Hinblick auf die Prävention von sexualisierter Gewalt und möglichen Sanktionen ergänzt (§ 3 Ziffer 3 und 4, § 15 Ziffer 6, § 22 Ziffer 4, § 23 Ziffer 3).
  • 2017 wurde die Jugendordnung der FN im Hinblick auf die Prävention von sexualisierter Gewalt ergänzt.
  • Das Thema Prävention von sexualisierter Gewalt wurde im Herbst 2018 als verbindliches Weiterbildungsmodul in das Programm der Landestrainerseminare Dressur, Springen, Vielseitigkeit, Voltigieren und Fahren integriert.
  • Seit März 2019 werden bei Lehrgängen für Kaderathleten am Bundesstützpunkt in Warendorf für Junioren und Junge Reiter der Disziplinen Dressur, Springen und Vielseitigkeit freiwillige anonyme Evaluationen durchgeführt, um sicherzustellen, dass Respekt und Wertschätzung während der Maßnahmen gelebt werden und es keinen Anhaltspunkt für die Verletzung der sexuellen Selbstbestimmung gegeben hat.
  • Im Mai 2019 hat sich die FN an einer Plakataktion des DOSB mit einem eigenen Poster beteiligt. Darüber wurden auch die Landesverbände informiert. Zudem wurde das Poster bei den FN-Tagungen vorgestellt und aktuelle Hinweise zum Thema Prävention von sexualisierter Gewalt im Beirat Sport gegeben.
  • Die FN ist als einer von vier dafür ausgewählten Spitzensportverbänden Teil eines Forschungsprojekts der Deutschen Sporthochschule Köln mit dem Titel „Trainer/innen in der Prävention sexualisierter Gewalt: Umgang mit Nähe und Distanz im Verbundsystem Nachwuchsleistungssportsystem“. Das Projekt ist im Herbst 2019 gestartet, aus dem Pferdesport nehmen vier Nachwuchsbundestrainer aus vier Disziplinen daran teil.
  • Die FN kooperiert seit dem 1. Mai 2020 mit dem Verein N.I.N.A. („Nationale Infoline, Netzwerk und Anlaufstelle zu sexueller Gewalt an Jungen und Mädchen“), der die fachliche Leitung eines Hilfe-Telefons innehat.
  • Ebenfalls seit 2020 besteht eine Kooperation mit Innocence in Danger e.V.. Innocence in Danger ist eine weltweite Bewegung gegen Missbrauch von Kindern, insbesondere die Verbreitung von Kinderpornographie durch die neuen Medien.

Beratung und Hilfe – An wen kann ich mich wenden?

Sollte es an irgendeiner Stelle im Verbands- und Vereinsgeschehen diesbezügliche Probleme geben, ist die Geschäftsstelle des Landesverbandes eine erste vertrauensvolle Anlaufstelle und bemüht sich um Unterstützung.

Beim Landessportbund Sachsen bzw. der Sportjugend Sachsen gibt es eine hauptberufliche Ansprechperson für den Kinderschutz in Sportvereinen in Sachsen, die auch mit Fachberatungsstellen in Sachsen zusammenarbeitet. Sollten Probleme bestehen, könnt Ihr Euch gern direkt an die Ansprechperson wenden: Hannes Günther, guenther@sport-fuer-sachsen.de oder 0341-2163184.

Als externe Fachberatungsstelle und für allgemeine Fragen zum Kinderschutz steht Euch auch der Deutsche Kinderschutzbund Landesverband Sachsen für Informationen zur Verfügung unter info@kinderschutzbund-sachsen.de oder Tel. 0351-4242044.

Beratung und Hilfe für Kinder und Jugendliche gibt es anonym und kostenlos vom Festnetz und Handy montags bis samstags von 14 – 20 Uhr bei der Nummer gegen Kummer unter 116 111.

Erste Anlaufstelle für Betroffene sexueller Gewalt im Pferdesport, in Vereinen und Betrieben ist ab 1.5.2020 das Hilfetelefon Sexueller Missbrauch. Die FN kooperiert mit dem Verein N.I.N.A. („Nationale Infoline, Netzwerk und Anlaufstelle zu sexueller Gewalt an Jungen und Mädchen“), der die fachliche Leitung des Hilfetelefons innehat.

Wenn Sie im Pferdesport sexuelle Gewalt erfahren haben, machen wir Ihnen Mut, sich beim „Hilfetelefon Sexueller Missbrauch von N.I.N.A. e.V.“ Unterstützung zu suchen. D

Hilfe und Beratung – kostenfrei und anonym. Das Hilfe-Telefon ist ein Angebot von N.I.N.A. e.V. – gefördert von der Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs. Sie können sich mit allen Fragen zum Thema „Sexueller Missbrauch an Kindern und Jugendlichen“ an das Hilfe-Telefon Sexueller Missbrauch von N.I.N.A. e.V. wenden. Rufen Sie an. Auch im Zweifelsfall.

0800 22 55 530

Telefonzeiten:
Montag, Mittwoch und Freitag: 9 bis 14 Uhr
Dienstag und Donnerstag: 15 bis 20 Uhr

Lieber Schreiben als Reden?
Kein Problem. Das Hilfe-Telefon Sexueller Missbrauch unterstützt auch online: https://www.hilfe-telefon-missbrauch.online/

Was ist sexualisierte Gewalt? Wo fängt sexualisierte Gewalt an?

Der Begriff sexualisierte Gewalt umfasst Formen von Gewalt und Machtausübung, die durch sexuelle Handlungen zum Ausdruck gebracht werden. Sexualisierte Gewalt kann verbaler und/oder körperlicher Art sein und erfolgt gegen den Willen der Betroffenen. Zu sexualisierter Gewalt zählen z.B.:

  • anzügliche Blicke
  • herabwürdigende Kommentare
  • unangenehme Berührungen
  • Briefe, E-Mails oder Nachrichten mit sexuellem Inhalt
  • exhibitionistische Handlungen
  • sexuelle Nötigung
  • Vergewaltigung

Wie gehen Täter vor?

Täter und Täterinnen gehen oft bewusst planvoll vor, sodass man von „Täterstrategien“ spricht.

  • Sie überlegen, wo sie Zugriff auf Kinder und Jugendliche haben oder bereits Vertrauen oder Bewunderung genießen.
  • Sie suchen bewusst nach Personen, zu denen sie einfach Kontakt aufnehmen können. Das sind zum Beispiel Kinder, die sich alleine fühlen, die nicht genügend Anerkennung von ihren Eltern bekommen oder die gerade eine schwierige Zeit durchleben.
  • Sie zeigen Interesse und bauen nach und nach eine Beziehung und emotionale Bindung auf.
  • Grenzüberschreitungen erfolgen meist schrittweise: Nach ersten sexistischen Kommentaren warten die Täter die Reaktionen ab. Hilfestellungen und Berührungen beim Sport dauern zu lange. Die Übergänge bis hin zu einer sexuellen Gewalthandlung sind schleichend.

Der FN-Betroffenenrat

Die FN hat als erster Sportverband einen BetroffenenRat zum Thema Sexualisierte Gewalt im Pferdesport eingerichtet. Im August 2021 fand die konstituierende Sitzung des BetroffenenRates in Warendorf statt. Der Betroffenenrat setzt sich zusammen aus Menschen, die selbst Erfahrung mit sexualisierter Gewalt oder Belästigung gemacht haben bzw. die sich für das Thema Prävention gegen sexualisierte Gewalt engagieren möchten. Der BetroffenenRat besteht aus zehn Erwachsenen unterschiedlicher Altersstufen und Geschlechter. Die Mitglieder des Betroffenenrates bleiben zunächst anonym. Bis dahin steht die FN für Anfragen zur Verfügung. Die Arbeit wird unterstützt und begleitet von der Geschäftsstelle der FN. Auswahl und Arbeit dieses Gremiums werden ebenfalls von Julia von Weiler, Geschäftsführerin von innocence in danger e.V., unterstützt. „Ich unterstütze die FN sehr gerne bei diesem wichtigen Vorhaben. Sie ist der erste Sportfachverband, der diesen Schritt geht. Ich hoffe, andere Sportverbände nehmen sich ein Beispiel. Der Blick Betroffener ist enorm wichtig“, so von Weiler.

Was sind die Ziele des BetroffenenRates?
Der Schutz und die Unterstützung von Betroffenen stehen im Mittelpunkt der Arbeit des BetroffenenRates. Die Mitglieder wollen Ursachen, Folgen, Ausmaß und Dunkelziffer von sexualisierter Gewalt gegen sämtliche Personen im Pferdesport in den Fokus nehmen.
Ziel des BetroffenenRates ist es, dass sich Betroffene von sexualisierter Gewalt vertrauensvoll und mutig an die FN wenden, um Hilfe und Verständnis zu erhalten. Die Mitglieder wollen erreichen, dass Vereine, Pferdebetriebe, Turniere, Lehrgänge etc. sichere Orte für Pferdesportler*innen jeglichen Geschlechts und jeglichen Alters sind. Das gesamte Pferdesport-Umfeld muss ein Ort sein, der Schutz bietet und stark macht gegen jede Form von Gewalt und Diskriminierung. Der BetroffenenRat möchte eine Brücke zwischen FN und Betroffenen bauen und damit Vorbild für andere Organisationen sein.

Wie arbeitet der BetroffenenRat?
Der BetroffenenRat sucht den Dialog mit Betroffenen von sexualisierter Gewalt und ist ein beratendes Gremium für die FN. Er begleitet den Verband bei der Prävention, Intervention und Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt im Pferdesport. Außerdem positioniert sich der BetroffenenRat zu den Vorhaben der FN und unterbreitet eigene Vorschläge, um Sichtweisen von Betroffenen deutlich zu machen und Betroffene einzubinden. Die Mitglieder des BetroffenenRates pflegen einen kontinuierlichen Austausch mit der Geschäftsstelle der FN. Sie wollen Entscheidungen transparent machen, aktuelle Themen aufgreifen, sich politisch einmischen, Informationen weitergeben und verbreiten.

Wie will der Betroffenenrat wahrgenommen werden?
Der BetroffenenRat möchte als eine Stimme der Betroffenen in der FN wahrgenommen werden. Die Mitglieder wollen Vorbild als Betroffene und Überlebende sexualisierter Gewalt sein. Die Mitglieder des BetroffenenRates sehen sich nicht als Opfer sondern als Menschen, die mit ihrer Stärke und Überlebenskraft anderen Betroffenen Mut machen wollen. Gleichzeitig möchte sich der BetroffenenRat als kritische und unbequeme Stimme innerhalb der FN etablieren und den Finger in offene Wunden des Verbandes legen.

Warum braucht es einen BetroffenenRat?
Opfer sexueller Gewalt zu werden, gehört zum Alltagsrisiko für Kinder und Jugendliche in Deutschland, auch im Pferdesport. Der BetroffenenRat will Betroffene stärken und schützen, Täterinnen und Täter stoppen und das Umfeld auffordern sich einzumischen.

An wen wendet sich der BetroffenenRat?
Der BetroffenenRat wendet sich an die allgemeine Pferdesportgesellschaft (Pferdesportler*innen, Ausbilder*innen, Eltern, Veranstalter*innen, Ehrenamtler*innen, Turnierfachleute), an Betroffene und potenziell Betroffene sowie an Täter*innen und potenzielle Täter*innen. Das bezieht alle Akteur*innen im Pferdesport mit ein.

Kontakt zum BetroffenenRat
Der BetroffenRat ist per E-Mail unter fnbetroffenenrat@fn-dokr.de erreichbar.

Landesverband Pferdesport Sachsen e.V.

Geschäftszeiten

Mo.-Do. 08:00 - 14:00 Uhr
Fr. 08:00 - 13:00 Uhr
sowie nach Vereinbarung

Kontakt

Landesverband Pferdesport Sachsen e.V.
Käthe-Kollwitz-Platz 2
01468 Moritzburg

Tel: +49(0)35207 - 896 10
Fax: +49(0)35207 - 896 12
E-Mail