Sehr kurzfristig war sie, die Abreise von Therese Billig zur Europameisterschaft der Children Dressur vom 17. bis 23. Juli in Kronberg. Als Ersatzreiterin sprang die Sächsin bestens vorbereitet ein und wuchs mit ihrem Pferd Faro Shen von Tag zu Tag und Prüfung zu Prüfung mehr über sich hinaus. Mit persönlichen Bestnoten und Bewertungen jenseits der 80 Prozent über konstant alle drei Prüfungen hinweg, erritt das sympathische Paar nicht nur eine Goldmedaille mit der deutschen Equipe sondern auch die Silbermedaille in der Einzelwertung. Wahnsinn! Ganz Sachsen hielt den Atem an, als Therese mit Faro Shen durchs Viereck tanzte.

Alles begann mit einem Anruf der Bundestrainerin Caroline Rost, am Freitag, den 14. Juli. Ab dann war klar, für die 13-jährige Sächsin Therese Billig von der Reit- und Turniersportgemeinschaft Gut Grassdorf und den gleichaltrigen Westfalen-Wallach Faro Shen startet das Abenteuer Europameisterschaft. Und das schon in anderthalb Tagen, denn bereits am Sonntag sollte die Abreise erfolgen. Eine Abreise ins hessische Kronberg zur Europameisterschaft der Children auf dem Schafhof, der Reitanlage der Familie Linsenhoff-Rath.

Nicht ganz einfach war dieser plötzliche Start zur Europameisterschaft zu organisieren, stellten doch erst am Samstag ankommende Informationen hinsichtlich vorgegebenen Dresscodes und zwingend mitzuführender Kleidung, sowohl Mutter Dr. Uta Billig als auch Therese in der Kürze der Zeit vor große Herausforderungen. Auch für Heimtrainerin Kathrin Müller, die sich zum Zeitpunkt des „Es geht los-Anrufs“ als Richterin bei der Bayerischen Meisterschaft in München befand, stand eine komplette Neuplanung der kommenden Woche und ihrer geplanten Richtereinsätze an.

Es geht los

Für die Reiterinnen und -reiter der Altersklasse Children, sprich unter 14, beginnt die Europameisterschaft mit einer Einlaufprüfung, die nicht in die Medaillen-Wertung einging. Dennoch musste man hier unbedingt ein erstes Ausrufezeichen setzen, um sich im antretenden Gesamtklassement und ebenso in der hochkarätig besetzten Deutschen Mannschaft etablieren zu können. So geschehen bei der gesamten deutschen Equipe. Drei der insgesamt vier deutschen Paare gingen am ersten Tag an den Start und erritten die Plätze eins bis drei. Bayerin Vivianne Mercker setzte sich mit Djamalla und 85,464 Prozent an die Spitze. Und dahinter, ja, dahinter rangierte das Sächsische Paar mit ihrer bis dahin errittenen persönlichen Bestleistung von unglaublichen 83, 214 Prozent – und davon 92,5 (!!!) Prozent für Sitz, Einwirkung, Präzision der Ausführung, Harmonie und Gesamteindruck. Auch Rang drei ging nach Deutschland, an Lilly Marie Heins mit Skyline.

Das war quasi die Over-Night-Rangierung und am nächsten Tag gegen 12 Uhr stand fest, Therese und Faro behalten Platz zwei inne. Unglaublich! Was für eine unfassbare Freude bei den Sachsen in Kronberg aber auch im heimischen Freistaat vor den Bildschirmen und an den Handys! Das vierte deutsche Paar, Marie Bernhard und For Rock G aus Baden-Württemberg, platzierte sich mit einem tollen Ritt am zweiten Tag auf Rang vier der Einlaufprüfung. Somit gingen die Plätze eins bis vier nach Deutschland, ein klares Zeichen für die anstehenden Medaillenkämpfe in den Einzelwertungen in den kommenden Tagen.

Mannschaftswertung
Besser hätte es für die deutsche Equipe und die Bundestrainer Hans-Heinrich Meyer zu Strohen und Caroline Roost bei den Nachwuchs-Europameisterschaften in Kronberg kaum laufen können. Dass das deutsche Quartett der Children-Reiterinnen vorn mitspielen will und kann, wurde bereits in der Einlaufprüfung allen klar . Mit Punkten allesamt deutlich über 80 Prozent und den Plätzen eins bis vier.

Auch die erste Prüfungshälfte der Mannschaftswertung am Freitag lief nach Maß. Als erstes Paar gingen hier Therese Billig und ihr Faro Shen ins Viereck. Hochmotiviert von der Einlaufprüfung präsentierte sich das sächsische Paar souverän und lektionssicher. Das sahen auch die Richter so und vergaben 82,842 Prozent, davon 91,750 Prozent für Sitz, Einwirkung, Präzision der Ausführung, Harmonie und Gesamteindruck. Rang eins (!!!) zu dem Zeitpunkt und erneut „Personal Best“ für Therese Billig. Auch das zweite deutsche Paar, Marie Bernhard und For Rock G, lieferten ab und rangierten mit 81,334 Prozent als Zweite von bereits gestarteten 25 Reitern, dem ersten Teil der Prüfung, „so far“. Am Abend lag also die Goldmedaille für die schwarz-rot-goldene Truppe bereits in der Luft. Die zwei deutschen Paare am Samstag, Vivianne Mercker mit Djamalla und Lilly Marie Heins mit Skyline, brachten 83, 859 und 80,334 Prozent ins Teamergebnis ein.  Rang eins bis vier „for Germany“ und somit sicherte sich die deutsche U14-Mannschaft mit klarem Abstand Team-Gold vor den Equipen aus Schweden und Spanien auf den folgenden Podestplätzen. Für die deutsche Children-Mannschaft war es die fünfte Gold-Medaille in Folge.

Für die Sächsin Therese Billig und ihren Wallach Faro Shen war es die Erste und das mit ihrem bis dahin persönlichen Bestergebnis und dem zweitbesten Ergebnis des gesamten 48 Paare umfassenden Starterfeldes aus ganz Europa. Wahnsinn!

Die Einzelentscheidung
Am Sonntagvormittag wurde es einmal mehr richtig spannend, denn die Medaillenränge der Children wurden im Einzel-Finale nochmal kräftig durchgemischt. Die härteste Konkurrenz im Feld der 18 Paare an der Spitze kam dabei aus den eigenen deutschen Reihen: Therese Billig, Marie Bernhard, Lilly Marie Heins und Vivianne Mercker erritten bisher alle über 80 Prozent, was die deutsche Dominanz in dieser Altersklasse unterstrich.

Als erste deutsche Starterin trabte Marie Bernhard mit For Rock G. in die Bahn. Im Sattel ihres elfjährigen „Rocky“, lieferte die Baden-Württembergerin souverän ab und legte mit 83,195 Prozent die neue Messlatte. Der Druck stieg, denn an so viele Punkte musste man erstmal herankommen. Als nächstes deutschen Paar gingen Vivianne Mercker und Djamalla an den Start. Als Vortagessiegerin, standen die beiden unwillkürlich als Favoriten „auf dem Zettel“. Leider kamen viel Druck und auffliegende Tauben zusammen und riefen zwei unglückliche Patzer in der Galopptour hervor. Trotz dieser teuren Fehler vergab die Jury 79,130 Prozent für das Paar und am Ende reichte es zu Platz vier in der Einzelwertung.

Als drittes Paar betrat das sächsische Duo Therese Billig und Faro Shen das Viereck. Im Sattel des gleichaltrigen Wallachs schienen Therese förmlich Flügel zu wachsen. Die beiden harmonierten und ließen einander glänzen. Im Verlauf der Prüfung stockte nicht nur dem Bundestrainergespann und der Heimtrainerin Kathrin Müller der Atem, als hinter Büschen herumspringende Kinder Faro Shen zu einem kurzen Erschrecken verleiteten, was zu einer Stockung im Fluss der Prüfung führte.  Äußerst souverän und absolut nervenstark pilotierte Therese ihren Wallach über die kleine Unstimmigkeit hinweg durch die knifflige Aufgabe. Auch die Galopp-Tour, bei der sich Hand- und Außengalopp auf Schlangenlinien abwechselten, lief fließend und harmonisch wie im Lehrbuch. Die auf dem Trainerpodest des Reitstadions den Ritt verfolgenden Trainer und Richter gaben der Heimtrainerin Kathrin Müller bereits vor der Schlusslinie zu verstehen, das war wahrscheinlich der Sieg ihrer Reiterin. Das sah auch die Groundjury sehr ähnlich und vergab dem Paar 80,797 Prozent. Erneute persönliche Bestleistung für „Reservistin“ Therese und Rang zwei im Gesamtklassement und somit Silber und der verdiente Vize-Europameistertitel in der Einzelwertung und das neben Mannschaftsgold wohlgemerkt.