Mit einem groß angelegten Projekt möchte die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) die Reitschulen in Deutschland unterstützen. Offiziell los geht es am 4. November, drei Jahre lang wird die Initiative „100 Schulpferde plus“ dann aktiv sein und wichtige Sponsorengelder bündeln. Das Herzstück des Projekts: die Bezuschussung bei der Anschaffung von Schulpferden.
Die Situation der deutschen Reitschulen ist angespannt: „Wenn nichts passiert, werden in wenigen Jahren etwa 20 bis 30 Prozent der Betriebe, die Schulpferde haben und Reitunterricht anbieten, schließen müssen“, ordnet Thomas Ungruhe, Leiter der FN-Abteilung Pferdesportentwicklung, ein. Allein während der Pandemie sei die Anzahl der Schulpferde in Deutschland um rund 10.000 geschrumpft; die durchschnittliche Wartezeit auf einen Platz in einer Reitschule habe sich von 3,7 auf 4,4 Monate erhöht. „Gleichzeitig wachsen die Herausforderungen für die Vereine und Betriebe: Es wird immer schwieriger, geeignete Schulpferde und auch Fachpersonal zu finden; die laufenden Kosten steigen außerdem immer weiter.“
„Meilenstein-Projekt“ über drei Jahre
Die Auswirkungen des Dilemmas werden, sofern nichts unternommen wird, weitreichende Konsequenzen haben – da sind sich alle sicher. Denn ohne Schulpferde und Reitschulen findet der reiterliche Nachwuchs nicht den Einstieg in den Sport – es könnte also zu einem ernsthaften Nachwuchsproblem kommen. Schon vor drei Jahren hatte die Deutsche Reiterliche Vereinigung darum gemeinsam mit den Partnerunternehmen HKM, Effol und BSI eine Schulpferde-Initiative gestartet und nicht nur Schulpferdeturniere, sondern auch Seminare für Ausbilder angeboten.
Nun will die FN einen noch größeren Schritt gehen: Mit „100 Schulpferde plus“ kündigt sie ein echtes „Meilenstein-Projekt“ an. Drei Jahre lang dauert das Projekt an; in diesem Zeitraum werden Hunderte von Reitschulen mit mindestens 1.000 Förderleistungen – optional aber noch deutlich mehr – unterstützt. „Hier handelt es sich um ein großes Bundesprojekt, das alle Kräfte bündeln wird“, betont Ungruhe.
Mindestens 1.000 Förderleistungen
Das Konzept der Initiative: Unterteilt in zehn verschiedene Maßnahmenpakete werden insgesamt mindestens 1.000 Sach- oder Sponsoringleistungen an deutsche Vereine mit Reitschulbetrieb ausgeschüttet. Zu den Leistungen zählen die Bezuschussung von mindestens 100 Schulpferden in Höhe von je 5.000 Euro bei der Anschaffung, aber auch Futter für Schulpferde, Einstreu, Krankenversicherungen für die Pferde, Reitschul-Betriebsberatungen, Weiterbildungs-Seminare, Ausrüstungs-Pakete und die Bezuschussung von Trainerausbildungen. All diese Maßnahmen werden mithilfe von Sponsoren ermöglicht – viele sind schon jetzt im Boot, wie Georg Ettwig, Leiter der Abteilung Marketing und Kommunikation der FN, berichtet. „Dank der Unterstützung unserer Partner haben wir bereits die Zusagen für viele der geplanten Maßnahmen erhalten – genauer gesagt liegen wir schon jetzt bei einer zugesagten Fördersumme von fast einer Million Euro. Das stimmt uns optimistisch, denn auf Dauer ist es unser Wunsch, noch viel mehr Reitschulen zu fördern. Daher auch das ‚Plus‘ im Projekttitel: Nach oben sind keine Grenzen gesetzt. Die angepeilten 100 bezuschussten Schulpferde sollen nur der Anfang sein“, so Ettwig. Und auch die FN beteiligt sich am Projekt. Sie gewährt 100 kostenfreie Eintragungen als Turnierpferd für Schulpferde pro Jahr und stellt mit ihrem Tochterunternehmen, dem FNverlag, kostenfreie Lehrbuch-Pakete bereit.
Am Projekt teilnehmen können Vereine mit Reitschulen und Vereine mit Reitschulen in Betriebskooperation, die Mitglied im Landespferdesportverband sind. Sie alle können sich unkompliziert online bewerben und sind anschließend für die gesamte Projektdauer im sogenannten „Lostopf“. Im Drei-Monats-Rhythmus werden Maßnahmenpakete ausgeschüttet. Darüber, welche Reitschulen von der Unterstützung profitieren, entscheidet das Los – „so wollen wir faire Bedingungen für alle schaffen“, erläutert Ettwig. Selbstverständlich können die Reitschulen aber schon bei der Anmeldung angeben, welche Maßnahmenpakete für sie überhaupt relevant wären.
Schulpferden eine Bühne geben
Flankiert wird „100 Schulpferde plus“ durch ein umfangreiches Kommunikationskonzept. Das Schulpferde solle wieder „eine Bühne erhalten“ und mehr in den Mittelpunkt rücken, erklärt Ungruhe. „Das Schulpferd ist die Instanz, die uns Reiterinnen und Reiter alle vereint. Fast jede reiterliche Laufbahn beginnt auf dem Rücken eines Schulpferdes. Diese besondere Bedeutung der Schulpferde und Reitschulen möchten wir honorieren“, sagt Ettwig. Darum sollen die Schulpferde zukünftig auch auf allen Kommunikationskanälen der FN eine größere Rolle spielen.
Nun geht es mit großen Schritten voran: Schon am 4. November wird „100 Schulpferde plus“ offiziell an den Start gehen; die erste Ausschüttung folgt nur wenige Wochen danach. Potenzielle Unterstützer und Sponsoren sind herzlich willkommen, sich mit der FN in Verbindung zu setzen und sich weiter über das Projekt zu informieren. Und auch Reitschulen, die schon jetzt Fragen haben, können sich an die Deutsche Reiterliche Vereinigung wenden.